Living Lab für Smart Energy Hubs
Die Niederlande befinden sich mitten in einer Energiewende. Derzeit steigt die Stromnachfrage aufgrund der raschen Nachhaltigkeitsentwicklung, der wachsenden Wirtschaft, der Digitalisierung der Gesellschaft und des Ausbaus von Wohnraum explosionsartig an. Die Entwicklungen gehen schneller voran, als die Netzbetreiber die Netze ausbauen können. Diese stoßen an immer mehr Orten an ihre Kapazitätsgrenzen. Alle Entwicklungen in den nächsten Jahrzehnten werden sich auf das Energiesystem auswirken: Elektromobilität, Solarzellen auf den Dächern, Windenergie, nachhaltigere Industrie, vermehrter Wohnungsbau und die Wärmewende in den Wohngebieten. Die fehlenden Kapazitäten im Stromnetz haben u.a. Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Wohnungsbau in der Region Gelderland.
Energie aus fossilen Brennstoffen wird durch Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Wind und Sonne ersetzt. Unsere derzeitigen Energienetze können die Energiewende nicht bewältigen. Wir stehen vor den folgenden Herausforderungen:
- Die Kapazität des Stromnetzes reicht nicht aus, um die Solar- und Windprojekte der Regionalen Energie-Strategien (RES) sowie die Stromerzeugung in Wohn- und Gewerbegebieten zu erschließen.
- Die Kapazität des Stromnetzes reicht nicht aus, um die rasch steigende Stromnachfrage von Haushalten, Industrie und Verkehr zu decken.
- Das geplante Wasserstoffnetz verbindet die fünf großen Energiecluster in den Niederlanden, wird aber die verstreuten Industriestandorte in den Ost-Niederlanden, das sogenannten sechste Cluster, vorerst nicht einbeziehen.
- Überdies wird durch wetterabhängige Energiequellen das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage verschärft: Häufige Netzausfälle können nicht mehr ausgeschlossen werden.
Die Ost-Niederlande („Oost-Nederland“: die Provinzen Overijssel und Gelderland) sind als Living Lab für Smart Energy Hubs gut positioniert. Ekinetix untersuchte 2020 in einer Positionierungsanalyse die Stärken der Ost-Niederlande in der Energiewende. Eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchung lautet: „Integrierte dezentrale Energiesysteme und Reallabore, in denen diese Systeme entwickelt, getestet und eingebunden werden, entsprechen den Stärken und dem Potenzial dieser Region.“

foto: Innofase.nl
In diesem Zusammenhang wurde in den Ost-Niederlanden das Reallabor „Smart Energy Hubs“ geschaffen, bei dem in zehn Gewerbegebieten in Overijssel und Gelderland lokale, dezentrale Energiesysteme entstehen sollen: vier Hubs in Overijssel und sechs in Gelderland. Es handelt sich um Gebiete mit einer hohen Komplexität, in der die Lösungen eine überörtliche Regie erfordern. Auf diese Weise wollen wir gezielt Wissen und Erfahrungen sammeln und voneinander lernen, um die Einrichtung von Smart Energy Hubs in den Ost-Niederlanden voranzutreiben. Drei Smart Energy Hubs gehören zum Innovationsnetzwerk Lifeport: Innofase, TPN-West Nijmegen und Brickvalley (mehrere Ziegeleien entlang der Flüsse Waal und Rhein). Für diese Standorte gelten unterschiedliche Besonderheiten, die jeweils eigene Lösungen erforderlich machen. Indem wir die Entwicklung von Smart Energy Hubs für Lifeport fördern und beschleunigen, folgen wir dem ost-niederländischen Vorschlag, als Reallabor für intelligente dezentrale Energiesysteme zu fungieren. Ergänzend zu den beiden Schwerpunkten der nationalen Klimapolitik – Verbesserung des Energienetzes und Aufbau eines Wasserstoff-Backbones – bieten die Ost-Niederlande Innovation, Technologie und Wissen auf dem Gebiet dezentraler Energiesysteme, die wir in den kommenden Jahren im Living Lab der Smart Energy Hubs zur Anwendung bringen werden.
Ein gut funktionierender Smart Energy Hub verringert den Druck auf die Netze, senkt die Energiekosten, erhöht die Versorgungssicherheit und leistet einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Emissionen bei unserem gesamten Energieverbrauch. Bei einem Smart Energy Hub geht es darum, überschüssige Energie in benachbarte Unternehmen einzuspeisen. Dazu ist eine Form der Energiespeicherung erforderlich, z. B. in Form von Batterien oder Wasserstoff. Die niederländische Wirtschaft befasst sich intensiv mit der Aufgabe, Nachhaltigkeit zu realisieren. Die Energiewende und die Kreislaufwirtschaft stehen bei vielen Unternehmern ganz oben auf der Agenda, nicht zuletzt, weil Nachhaltigkeit Wachstumschancen und Arbeitsplätze bietet. Gemeinsam mit der Region setzen wir uns als Economic Board für eine neue und nachhaltige unternehmerische Perspektive ein. Das können wir nur erreichen, wenn wir in der Region in jeder Hinsicht zusammenarbeiten. Miteinander, aber natürlich auch mit den hiesigen politischen Entscheidungsträgern und anderen Partnern.
Der Gewerbepark InnoFase hat nach einem Jahr der Vorbereitung einen wichtigen ersten Schritt realisiert: 17 Parteien haben die Absichtserklärung unterzeichnet, den Gewerbepark InnoFase in Duiven zu einem Smart Energy Hub zu machen, wodurch lokal erzeugte erneuerbare Energie jederzeit verfügbar ist. Durch Zusammenarbeit kann die vor Ort erzeugte Energie direkt hier genutzt werden. Das macht uns unabhängiger vom Druck auf das nationale Stromnetz.
In einem Smart Energy Hub wird nachhaltige Energie erzeugt, gespeichert und lokal genutzt. Durch die Betrachtung von Industriegebieten als Smart Energy Hubs kann die Belastung des Stromnetzes verringert werden. Dies ist notwendig, da das Netz bereits nahezu voll ist und im Zusammenhang mit der Energiewende, in der eine zunehmende Elektrifizierung stattfindet, weitere Kapazitäten benötigt werden, um die Kontinuität der Versorgung sicherzustellen.
Die Herausforderung besteht darin, die oft schwankenden Quellen – wie Sonne, Wind und Biomasse – und den Energieeinsatz lokal auszugleichen. In den Gewerbegebieten der Lifeport-Region gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Dabei spielen Batterie- und Wasserstofftechnologie als dezentrale Speichersysteme eine große Rolle. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die im Osten der Niederlande entwickelt wird und bald auch in der Region eingesetzt werden kann. Die Smart Energy Hubs bieten eine Lösung für Netzengpässe, einen Nährboden für Innovationen aus der Region und ein einzigartiges Geschäftsklima für nachhaltige Unternehmen.